Ein Café Crema gehört zu den Klassikern unter den Kaffeespezialitäten. Er ist meistens vollmundiger als ein Filterkaffee, aber milder als ein Espresso. Er eignet sich perfekt für alle, die Ihren Kaffee gerne aromatisch mögen, aber keine Bitternoten oder übermäßige Säure mögen.
Damit der Café Crema aber wirklich so schmeckt, wie er soll, braucht es aber nicht nur gute Bohnen, sondern auch etwas Wissen und das richtige Handwerk. In diesem Artikel erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, um einen Café Crema zuzubereiten, der auch anspruchsvolle Gaumen überzeugt.
Ein Café Crema ist, auch wenn der Name anderes vermuten lässt, keine italienische Erfindung, sondern stammt aus der Schweiz. Dort wünschte man sich einen Kaffee, der nicht so stark wie ein Espresso ist, aber dessen intensive Aromen mitbringt. Charakteristisch ist die Zubereitung in einem Vollautomaten oder Siebträger mit großem Wasservolumen – meist zwischen 120 und 180 ml – und der hellen, feinporigen „Crema“, einer Art Schaumschicht auf dem Kaffee.
Wichtig ist das richtige Verhältnis von Kaffeemehl zu Wassermenge. Während ein Espresso mit etwa 7 bis 9 Gramm Kaffee auf 25 bis 30 ml Wasser extrahiert wird, kommen beim Café Crema etwa 12 bis 16 Gramm auf die Tasse. Die Durchlaufzeit in einer Siebträgermaschine liegt bei rund 25 Sekunden. Das Ergebnis ist ein aromatischer Kaffee mit runder Textur und goldbrauner Crema.
Wenn das heiße Wasser unter hohem Druck (etwa 9 bar) durch das fein gemahlene Kaffeemehl gepresst wird, löst es neben Aromen auch Fette, Proteine und Kohlendioxid aus dem Kaffee. Das in der Bohne eingeschlossene CO₂ stammt überwiegend aus dem Röstprozess. Unter Druck löst sich das Gas im Wasser. Sobald der Kaffee in die Tasse fließt und der Druck abfällt, entweicht das CO₂ und bildet zusammen mit den gelösten Ölen eine stabile Emulsion auf der Getränkeoberfläche: die Crema.
Entscheidend für den Geschmack ist die Bohnenauswahl. Für einen klassischen Café Crema verwendet man meist Arabica-Bohnen, gelegentlich auch Arabica-Robusta-Mischungen. Reine Robustas sind eher untypisch, da sie zu erdig und bitter sein können. Arabicas bringen hingegen florale und fruchtige Noten mit, die in der langen Tasse besser zur Geltung kommen.
Wichtig ist vor allem der Röstgrad. Café Crema braucht eine sogenannte „mittlere Röstung“ – dunkler als Filterkaffee, aber heller als Espresso. Diese Röstung sorgt dafür, dass Säuren abgebaut werden, ohne die Bohne zu verbrennen. Gute Röstereien geben auf der Packung an, ob sich die Bohnen für Café Crema eignen. Achten Sie außerdem auf das Röstdatum. Ideal ist es, wenn der Kaffee zwischen zwei Wochen und drei Monaten nach Röstung verwendet wird.
Der Café Crema ist ein typisches Produkt der Nachkriegszeit. In der Schweiz entwickelte man in den 1940er Jahren spezielle Kolbenmaschinen, die nicht mehr nur den kleinen, kräftigen Espresso zubereiten konnten, sondern auch größere Tassen mit feiner Crema. Die Idee war einfach: Man wünschte sich eine größere Tasse Kaffee mit weniger Bitterstoffen für einen längeren Genuss.
In Deutschland gewann der Café Crema vor allem mit dem Aufkommen der ersten Kaffeevollautomaten in den 1980ern an Beliebtheit. Lange Zeit war er eher in der Gastronomie verbreitet, heute gibt es ihn aber auch in immer mehr Haushalten – und das in hoher Qualität. Im Gegensatz zum Filterkaffee, der häufig in großen Mengen und lange warm gehalten wird, entsteht ein Café Crema auf Knopfdruck frisch in der gewünschten Menge.
Einen guter Café Crema erkennt man nicht nur am Geschmack, sondern vor allem an der Optik. Die Crema sollte haselnussbraun bis goldfarben sein, gleichmäßig und feinporig. Wenn Sie einen Löffel Zucker auf die Crema streuen und dieser einige Sekunden oben bleibt, bevor er langsam absinkt, ist das ein gutes Zeichen.
Auch das Mundgefühl zählt. Ein richtiger Café Crema ist samtig, weich, nicht zu wässrig, aber auch nicht zu dick. Er hat eine klare Aromatik ohne dominante Bitterkeit. Wenn er flach schmeckt, wurde er entweder zu lange extrahiert oder mit zu wenig Kaffeemehl zubereitet.
Der Geruch spielt ebenfalls eine Rolle. Ein frischer Café Crema duftet intensiv – nach Schokolade, Nüssen, manchmal auch leicht fruchtig. Wenn er sauer oder muffig riecht, ist meist die Bohne schuld oder die Maschine nicht richtig sauber.
Sie brauchen keine High-End-Ausrüstung, um einen Café Crema zuzubereiten, aber gewisse Grundlagen sollten stimmen. Eine gute Espressomühle ist fast wichtiger als die Maschine. Nur frisch gemahlen entfalten Kaffeebohnen ihr volles Potenzial. Der Mahlgrad für Café Crema ist etwas gröber als für Espresso – etwa im Bereich von mittelfeinem Meersalz.
Eine Siebträgermaschine oder ein Vollautomat mit regelbarer Wassermenge sind ideal. Die Brühtemperatur sollte bei 92 bis 94 Grad liegen, der Druck bei etwa 9 bar. Die Bezugszeit beträgt rund 25 bis 30 Sekunden.
Vergessen Sie auch das Wasser nicht. Verwenden Sie möglichst weiches, gefiltertes Wasser. Zu viel Kalk beeinträchtigt nicht nur den Geschmack, sondern auch die Lebensdauer der Maschine. Die optimale Wassertemperatur sorgt dafür, dass die Crema stabil bleibt und die Aromen nicht „verkochen“.
Die Tassen sollten am besten vorgewärmt sein, sonst kühlt der Kaffee zu schnell ab. Reinigen Sie Ihre Maschine regelmäßig. Alte Kaffeefette und Kalk setzen sich schnell fest und führen zu ranzigem Geschmack.
Ein Café Crema lässt sich wunderbar variieren. Gerade im Sommer sind kalte Varianten beliebt, etwa der Iced Café Crema. Dafür können Sie einfach einen doppelt gebrühten Café Crema abkühlen lassen, über Eiswürfel gießen und mit einem Schuss Hafermilch oder Tonkabohnensirup abrunden.
Auch mit Gewürzen lässt sich spielen. Eine Prise Zimt, ein Hauch Vanille oder etwas Kardamom können dem Kaffee eine neue Tiefe verleihen. Wer es kräftiger mag, gibt einen Schuss dunklen Rum oder Kaffeelikör dazu – etwa beim klassischen Café Crema Royal.
In Österreich beliebt ist der Verlängerte, bei dem ein Espresso mit heißem Wasser auf die Größe eines Café Crema gebracht wird. In Skandinavien wird Kaffee gern mit einem Schuss Sahne serviert, was auch beim Café Crema gut funktioniert – vorausgesetzt, die Sahne ist frisch und nicht zu dick. Für alle, die Süße bevorzugen, eignen sich besonders verführerische Kombinationen mit weißer Schokolade, Haselnuss oder Honig.