Kaum ein Getränk ist so beliebt und gleichzeitig mit so viel Halbwissen umgeben wie Kaffee. Egal ob beim Frühstück, im Büro oder im Café – Kaffee ist oft Gesprächsthema und irgendwann fällt garantiert ein Satz wie: „Kaffee entwässert doch, oder?“ oder „Espresso hat viel mehr Koffein als Filterkaffee.“
Viele dieser Aussagen halten sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. In diesem Artikel schauen wir uns deshalb zehn der bekanntesten Kaffeemythen genauer an. So kontern Sie im nächsten Kaffee-Smalltalk mit Fakten!
Dieser Mythos stammt aus den 1920er-Jahren und hält sich bis heute erstaunlich gut. Tatsächlich wirkt Koffein kurzfristig leicht harntreibend – aber nur bei Menschen, die selten Kaffee trinken. Wer regelmäßig Koffein konsumiert, gewöhnt sich daran. Die Flüssigkeit aus der Tasse zählt dann ganz normal zur täglichen Trinkmenge. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung können Sie Kaffee bedenkenlos zur Hydration dazu zählen.
Viele glauben, Espresso sei der koffeinreichste Wachmacher überhaupt. Das stimmt aber nur, wenn man die Koffeinmenge pro Milliliter betrachtet. Da ein Espresso aber nur rund 30 ml umfasst, enthält er insgesamt weniger Koffein als eine Tasse Filterkaffee. Durchschnittlich liefert ein Espresso 25–35 mg Koffein, während eine normale Tasse Filterkaffee auf 80–120 mg kommt.
Inzwischen belegen zahlreiche Studien, dass moderater Kaffeekonsum (bis zu 5 Tassen täglich) nicht schädlich ist – im Gegenteil. Analysen zeigen, dass regelmäßiger Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Schlaganfälle verbunden sein kann – vorausgesetzt, man trinkt ihn schwarz oder nur leicht gesüßt.
Ein beliebtes Ritual nach einer durchzechten Nacht: starker Kaffee. Doch der hilft nicht gegen Dehydrierung, nicht gegen Kopfschmerzen und auch nicht beim Alkoholabbau. Im Gegenteil: Kaffee kann den Kreislauf zusätzlich belasten und den ohnehin strapazierten Magen reizen. Wasser, Schlaf und Elektrolyte helfen besser.
Die Angst, Kaffee auf leeren Magen könnte die Magenschleimhaut zerstören, ist übertrieben. Zwar kann Kaffee bei empfindlichen Menschen die Magensäureproduktion anregen, aber bei den meisten führt er nicht zu Beschwerden. Wer dazu neigt, sollte ihn nicht nüchtern trinken – aber eine generelle Warnung ist unbegründet.
Tatsächlich kann regelmäßiger Koffeinkonsum zu einer gewissen Gewöhnung führen. Wer abrupt aufhört, spürt manchmal leichte Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme. Medizinisch gesehen erfüllt Kaffee aber nicht die Kriterien einer echten Sucht. Es gibt keine Kontrollverluste, keine dauerhafte Toleranzbildung und keine gravierenden Entzugserscheinungen.
Früher galt: kein Kaffee in der Schwangerschaft. Heute raten Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zu einer Obergrenze von 200 mg Koffein pro Tag – also etwa zwei kleine Tassen Filterkaffee. Höhere Mengen könnten das Risiko für Fehl- oder Frühgeburten leicht erhöhen.
Das hängt ganz davon ab, wann und wie viel Sie trinken – und wie empfindlich Sie sind. Manche Menschen bauen Koffein genetisch bedingt schneller ab und schlafen problemlos trotz spätem Kaffeegenuss. Andere reagieren schon bei einem Kaffee am Nachmittag empfindlich und liegen nachts wach. Die Halbwertszeit von Koffein liegt bei etwa 4 bis 6 Stunden. Wer abends Schwierigkeiten beim Einschlafen hat, sollte den letzten Kaffee deshalb spätestens am frühen Nachmittag trinken.
Früher wurde Koffein tatsächlich mit bedenklichen Chemikalien entfernt. Heute kommen fast ausschließlich unbedenkliche Verfahren wie die CO₂-Methode oder Wasserdampfextraktion zum Einsatz. In der EU gelten strenge Grenzwerte. Hochwertiger, entkoffeinierter Kaffee ist gesundheitlich unbedenklich – und kommt an das Original mittlerweile geschmacklich fast heran.
Wer auf einen schnellen Energieschub hofft, muss sich gedulden. Koffein braucht etwa 20 bis 45 Minuten, bis es vollständig aufgenommen ist. Die Wirkung setzt also nicht sofort ein. Ein ganz besonderer Trick ist der „Coffee-Nap“: Trinken Sie den Kaffee und machen Sie danach ein kurzes Nickerchen von 15 bis 20 Minuten. Wenn Sie aufwachen, wirkt das Koffein – und Sie starten doppelt erfrischt durch.
Kaffee enthält nicht nur Koffein, sondern auch über 1.000 bioaktive Substanzen – zum Beispiel Antioxidantien, Chlorogensäuren und Melanoidine. Studien zeigen, dass diese Stoffe Entzündungen hemmen und die Zellen vor oxidativem Stress schützen können.
Regelmäßiger Kaffeekonsum ist mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes, Alzheimer, Parkinson und sogar bestimmten Krebsarten wie Leber- und Prostatakrebs assoziiert. Eine große Metastudie aus dem „BMJ“ (2017) zeigt, dass das geringste Krankheitsrisiko bei 3 bis 4 Tassen pro Tag liegt.
Auch Leber und Stoffwechsel profitieren. Kaffeetrinker haben oft niedrigere Leberwerte (z. B. GGT und ALT) und seltener eine Fettleber. Bei Menschen mit Lebererkrankungen wie Hepatitis oder Leberzirrhose zeigte sich in Studien ein verlangsamter Krankheitsverlauf. Die gesundheitlichen Effekte hängen stark davon ab, wie Sie Ihren Kaffee trinken. Wer regelmäßig große Mengen Zucker oder Sahne hinzugibt, hebt die positiven Effekte wieder auf.
Wenn Sie Kaffee bewusst genießen möchten, spielen fünf Faktoren eine zentrale Rolle. Achten sollten Sie auf: