Sie fragen sich, warum der kurze Ristretto so intensiv schmeckt oder weshalb ein Lungo sanfter wirkt? Wir klären den Unterschied zwischen Espresso, Lungo und Ristretto und geben praktische Tipps für Ihre nächste Kaffee-Session.
Kaffee zählt für viele Menschen zu den wichtigsten Ritualen des Tages. Espresso, Lungo und Ristretto haben dabei einen festen Platz im Herzen von Kaffeeliebhabern. Doch wer nicht tagtäglich in einer heimischen Kaffeebar oder Rösterei unterwegs ist, hat manchmal das Gefühl, dass diese drei kleinen Getränke mehr Geheimnisse bergen als jedes Krimi-Regal.
Obwohl alle drei Varianten auf derselben Basis beruhen, nämlich einem Single Shot, der mit Druck heißes Wasser durch fein gemahlenes Kaffeepulver presst, unterscheiden sie sich deutlich in Aroma, Stärke und Mundgefühl. In diesem Artikel erklären wir Ihnen den Unterschied zwischen Espresso, Lungo und Ristretto. Nach der Lektüre werden Sie nicht nur genau wissen, wie Sie Lungo von Ristretto unterscheiden, sondern auch, wie Sie diese drei Klassiker perfekt genießen.
Der Begriff “Espresso” leitet sich vom italienischen Wort “esprimere” ab, was so viel bedeutet wie “herausspritzen” oder “ausdrücken”. Schon um 1900 experimentierten italienische Tüftler mit Maschinen, die Wasser mit Druck durch geröstete Kaffeebohnen pressten. Die Idee war, in kürzester Zeit einen intensiven Schuss Kaffee für vielbeschäftigte Pendler, Künstler und Angestellte bereitzustellen. 1901 meldete Angelo Moriondo ein Patent für eine erste Dampfdruck-Espressomaschine an. Über Jahrzehnte entwickelte sich der Siegeszug des Espresso, begleitet von Legenden wie dem Siebträger von Luigi Bezzera (1905) und der Faema E61 (1961), die den bis heute gängigen Siebträger-Standard prägte.
“Lungo” heißt in Italien schlicht “lang” und bezieht sich auf die längere Extraktion. Während Espresso (und Ristretto) sprichwörtlich schnell herausspritzen, lässt man beim Lungo den Wasserdurchfluss länger arbeiten. Die Idee kam wahrscheinlich auf, um einen Kaffee zu kreieren, der eher an den traditionellen Filterkaffee erinnert, aber dennoch möglichst vollmundig bleibt. Im Lauf der Kaffeekultur breitete sich der Lungo besonders in Cafés in Ländern wie Spanien, Portugal und Frankreich aus, wo man seit jeher gern einen größeren, aber dennoch kräftigeren Kaffee trank als den dünnen Filterkaffee.
Nachhaltigkeit auf neuem Level. In den Metropolen öffnen Zero-Waste-Röstereien, die jeden Schritt des Produktionskreislaufs nachvollziehbar gestalten. Bohnen reisen in wiederverwendbaren Edelstahlfässern an. Beim Rösten fängt ein System das entstehende Abgas auf, filtert Partikel heraus und verwandelt die Wärmeenergie in Strom für Trommel und Abfüllanlage. Die silbrig schimmernden Fässer befüllen Baristas direkt am Tresen; dadurch fällt kein Gramm Einwegplastik mehr an. Für Sie wirkt der Einkauf wie ein Besuch auf dem Wochenmarkt: Sie bringen Ihre eigene Dose mit, wiegen, füllen, bezahlen digital. Verarbeitete Nebenprodukte landen ebenfalls clever im Kreislauf. Aus Pergamenthäutchen entsteht Papier für Kaffeefilter, aus ausgebrannten Bohnen ein nährstoffreicher Humus, den Urban-Gardening-Projekte verteilen. Röstereien veröffentlichen monatliche Impact-Berichte, sodass Sie genau erfahren, wie viele Liter Wasser, Kilowattstunden und Kilogramm CO2 eingespart wurden. Diese Transparenz inspiriert zum Mitmachen und macht den guten Geschmack Ihres Flat White mit einer Extraportion Stolz noch intensiver.
Bevor wir auf die feinen Unterschiede eingehen, schauen wir zunächst auf das, was Espresso, Lungo und Ristretto miteinander verbindet:
– Kaffeemaschine mit hohem Druck: Alle drei Zubereitungen entstehen in einer professionellen Espressomaschine (oder einer Siebträgermaschine für zu Hause), die etwa 9-10 bar Druck aufbaut, um das heiße Wasser durch den kompakten Kaffeepuck zu pressen.
– Gleiches Kaffeemehl, gleicher Mahlgrad (nahezu): In der Regel wird dasselbe Röstprofil und derselbe Grundmahlgrad verwendet. Unterschiede können jedoch beim Feinheitsgrad entstehen, je nachdem, ob man einen kräftigeren Ristretto oder einen milderen Lungo möchte. Doch das Prinzip bleibt gleich: Je feiner das Kaffeemehl, desto mehr Widerstand bietet es dem Wasser.
– Portionsgröße von 18 bis 20 Gramm Kaffee: Standardmäßig verwenden Baristas und viele Heimröstungen pro Single Shot etwa 18 bis 20 Gramm Kaffeebohnen. Daraus entstehen in Abhängigkeit von der Wassermenge wahlweise Espresso (ca. 25 bis 30 ml), Ristretto (ca. 15 bis 20 ml) oder Lungo (ca. 50 bis 60 ml).
Alle drei Getränke entstehen also aus derselben Menge Kaffeepulver unter hohem Druck. Dennoch präsentiert sich jeder Shot geschmacklich einzigartig.
– Ristretto: Hier fließt nur ein Teil des Wassers hindurch. Durch die kürzere Extraktionszeit (etwa 15 bis 20 Sekunden) und die geringere Wassermenge (15 bis 20 ml) entsteht ein sehr konzentrierter, intensiver Shot. Dadurch werden vor allem die süßlichen Noten und ätherischen Öle extrahiert. Bittere und saure Komponenten werden weniger stark gelöst. Das Resultat ist ein extrem kräftiger, süßer Espresso-Kick, der nur aus einem winzigen Schlückchen besteht.
– Espresso: Als klassischer Kompromiss fließt in 25 bis 30 Sekunden etwa 25 bis 30 ml Wasser durch den Puck. Das Ergebnis ist der Standard-Espresso. Intensiv, ausgewogen in Säure und Bitterkeit, mit einer dichten Crema und einem vollmundigen Aroma.
– Lungo: Hier fließt etwa doppelt so viel Wasser durch denselben Kaffee-Puck (ungefähr 50 bis 60 ml), und die Extraktion dauert etwa 45 bis 60 Sekunden. Weil mehr Wasser im Spiel ist, werden vermehrt Bitter- und Säurestoffe aus dem Pulver gezogen. Der Lungo wirkt insgesamt milder in seiner Intensität, dafür nuancierter in der Tasse. Er kann aber auch leicht herb-bittere Akzente entwickeln
Ristretto: Stellen Sie sich einen hochkonzentrierten Tropfen Honig vor, so dick und süß könnte ein Ristretto schmecken. Er ist besonders intensiv, vollmundig und besitzt in der Regel einen karamelligen, manchmal sogar schokoladigen Charakter. Das liegt daran, dass die ersten Extraktionssekunden die allerfeinsten Geschmackskomponenten aus den Bohnen lösen.
– Espresso: Gewissermaßen der Allrounder. Er verbindet die karamelligen und schokoladigen Töne des Ristrettos mit einer moderaten, angenehmen Säure und einer leichten Bitterkeit. Manche Espressos weisen fruchtige Aromen auf (z. B. Beeren, Zitrus), während andere eher nussig oder erdig daherkommen.
– Lungo: Durch die längere Extraktion kommen mehr bittere und saure Noten zum Vorschein. Ein Lungo ist deshalb nicht nur größer, sondern schmeckt oft leicht herb bis weich säuerlich, vergleichbar mit einem verlängerten Kaffee. Wer gern etwas stärker bitter trinkt, schätzt Lungo, weil er weniger konzentriert, dafür in der Geschmacksentwicklung vielschichtiger ist.
– Ristretto: Die Crema (die feine Schaumkrone) bei einem Ristretto ist besonders hell und dicker, da die festen Öle und feinen Kaffeepartikel in kurzer Zeit hochkonzentriert emulgiert werden.
– Espresso: Die Crema ist dicht, goldbraun und stabil, ein Zeichen einer guten Extraktion.
– Lungo: Hat tendenziell eine etwas dünnere und dunklere Crema, weil sich mehr Wasser im Shot befindet und so die Emulsion etwas verwässert wird
– Ristretto am Morgen: Wenn Sie morgens wenig Zeit haben und einen schlagkräftigen Koffeinschub wünschen, ist Ristretto ideal. Er wird schnell getrunken und wirkt wie ein doppelter Turbo (geschmacklich und koffeinmäßig).
– Espresso zwischendurch: Klassisch nach dem Essen oder beim kurzen Plausch zwischendurch. Ein Espresso belebt, ohne zu stark zu sättigen, und ist in Gastronomie und Büroalltag oft unfehlbar.
– Lungo für den Nachmittag: Wer nachmittags gern eine Tasse länger genießt, sollte zum Lungo greifen. Er ist größer, wärmt länger und lädt zu ruhigeren Momenteinheiten mit Milch, Zucker oder Zimt ein. Perfekt für Kaffeepausen mit Freunden oder ruhige Arbeitsstunden zu Hause.
– Ristretto Macchiato: Ein Spritzer heißer Milchschaum auf dem Ristretto mildert den Intensitätsfaktor nur leicht. Wer den purest possible Kick will, greift zur winzigen Tasse mit einem Klecks Cremigkeit.
– Espresso Con Panna: Ein gängiges Dessert-Getränk in vielen Cafés. Ein Espresso wird mit einem Klecks geschlagener Sahne gekrönt. Ideal, wenn Sie trotz der Intensität etwas Süßes wünschen.
– Lungo mit einem Schuss Milch oder Sojamilch: Im Gegensatz zum Cappuccino (der ohnehin mit Milch zubereitet wird), bleibt der Lungo eine großvolumige Variante. Ein kleiner Schuss Milch mildert leichte Bitterstoffe und macht das Getränk cremiger.
– Ristretto: Am besten pur genießen, eventuell mit einem Stück Zartbitterschokolade (70 % Kakao oder mehr). Durch die intensiven Schokoladennoten ergänzen sich Ristretto und dunkle Schokolade wie Yin und Yang.
– Espresso: Perfekt zu Tiramisu, Panna Cotta oder Nusstartelettes. Die mittlere Intensität harmoniert mit sahnigen Desserts.
– Lungo: Passt hervorragend zu süßen Petit Fours, Biskuitröllchen oder einem Stück Käsekuchen. Die leichten Bitterstoffe im Lungo setzen den Zucker-Akzenten der Süßspeise einen angenehmen Kontrapunkt entgegen.
Der Unterschied zwischen Espresso, Lungo und Ristretto liegt weniger in der Bohne selbst, sondern hauptsächlich in der Wassermenge, Extraktionszeit und im jeweiligen Aromenschwerpunkt. Welcher Shot für Sie am besten ist, hängt von Ihrem persönlichen Geschmack, Ihrem Tagesrhythmus und Ihrer Stimmung ab. Morgens ist ein schneller Ristretto ideal, dann ein Espresso nach dem Mittagessen und am Nachmittag ein Lungo, um entspannt mit einer großen Tasse in den Abend zu gleiten.